Der aktuelle Harvard Business Manager weiß, warum man als Führungskraft zum Lachen lieber auf die Arbeit gehen sollte als in den Keller. Dabei ist die Ankündigung des Artikels auf der Titelseite „Was Sie lustig finden, könnte Sie den Kopf kosten“ wohl ein Insiderwitz. Denn die Autoren sagen: Humor ist ein Führungswerkzeug!

Eine Normverletzung mit Augenzwinkern

Humor entsteht, wenn man eine harmlose Normverletzung begeht. Etwas ist komisch, wenn ein Unwohlsein entsteht, das akzeptabel ist. Oder zumindest nicht bedrohlich. Glücklicherweise fällt einer meiner verfügbaren Witze in diese Kategorie!

Ein Mann betete zu seinem Gott: „Lieber Gott, lass mich doch einmal im Lotto gewinnen!“ So ging es Woche für Woche, Monat um Monat: „Lieber Gott, lass mich doch einmal im Lotto gewinnen!“ Nichts geschah. Als ein Jahr vergangen war, richtete der Mann wieder den Blick zum Himmel und bat inbrünstig: „Lieber Gott, lass mich doch einmal im Lotto gewinnen!“ Dieses Mal aber blitzte und donnerte es, und eine Stimme rief genervt: „Dann kauf Dir doch mal einen Lottoschein, du Pfeife!“ Ich erzähle ihn gern, er gibt ein gutes Beispiel für den „Circle of Influence“ – also das, was man selbst beeinflussen kann.

Humor ist eine Eigenschaft mit Hochstatus

Nachdem ich diesen mäßigen Witz hier preisgegeben habe, verweise ich ergänzend auf die zugehörigen Forschungsergebnisse: Wer Witze macht, und diese müssen nicht einmal brillant sein, wird als selbstbewusster und kompetenter wahrgenommen, als jemand, der nur sachliche Informationen preisgibt. Ich finde, das sollte uns alle ein bisschen humormutiger machen.

Wer darüber hinaus die Erwartungen und Normen auf sozialkompetente Weise verletzt, wird auch noch als intelligenter wahrgenommen. Leider konnte ich das bei meiner eigenen Feldforschung nicht überprüfen: Ich hatte meine Mahlzeit fast beendet, als mich der Zugbegleiter um mein Ticket bat. Mit freundlichem Lächeln erwiderte ich: „Wissen Sie, mit welchem Satz Sie mich als Kundin beeindrucken können? Mit dem Satz: Essen Sie gern in Ruhe zu Ende, ich komme gleich nochmal zu Ihnen!“ Er ging mit offenem Mund und kam leider nicht mehr zurück.

Wissenschaftlich bewiesen: sogar Sarkasmus ist nützlich

Auch Bahnsteige sind Orte der Humorforschung. Denn je eiliger ich es dort habe, desto zuverlässiger werde ich von gemächlich dahintrottenden Damen im Leoparden-Print ausgebremst. Umgehend flackern in mir fiktive Gesprächsanfänge auf wie „Dies ist ein Fall von Fellverwechslung!“. Oder: „…In der Kalahari schleichen sie sich über enorme Strecken fast ohne Deckung an ihre Opfer heran… “. Oder aber: „Schneckenpelz war aus?“. Bei diesen Gelegenheiten denke ich gern: Ich bin ein schlechter Mensch!

Dabei zeigen Studien, dass ich mich damit nur auf meine Arbeit vorbereite! Denn Personen, die sarkastische Kommentare hören oder auch nur an sarkastische Bemerkungen denken, lösen danach kreative Aufgaben besser. Warum? Sarkasmus erfordert abstraktes Denken auf hohem Niveau. Unausgesprochen funktioniert das immer. Ausgesprochen hilft es, wenn Vertrauen da ist. Und dann werde ich weiterhin in Workshops Sätze sage wie „Ich sehe, die beste Lösung wäre ein Stein, der vom Himmel fällt und Herrn x begräbt. Lassen Sie uns mal die zweitbeste Lösung suchen…“

Humor hilft im Führungsalltag, ob im Büro oder online

Humor ist eine Bewältigungsstrategie in schwierigen Situationen. Er lenkt ab und sorgt für Selbstregulation. Dabei hilft es jedem schon, sich lustige Gedanken zu machen. Denn das System Mensch kann nicht gleichzeitig Angst haben, gestresst oder genervt sein und herzhaft lachen. Und auch Selbstironie ist ein Helfer in der Not: negative Informationen über die eigene Person werden als weniger wahr und weniger wichtig bewertet, während man selbst wärmer und kompetenter wahrgenommen wird. Und wer über sich selbst lacht, gibt zudem ein Beispiel für Selbstakzeptanz.

Der Gemeinschaft dient insbesondere ein positiver, warmer Humor als „sozialer Klebstoff“. Er fördert Verbundenheit und die Zufriedenheit. Dabei geht es nicht um verordnete Lustigkeit, sondern um Gelegenheiten, miteinander immer wieder einmal Leichtigkeit und Heiterkeit zu erleben. Zum Beispiel auf diese Weise im Online-Meeting:

  • „Der Preis für die Kuriosität der Woche“
  • Life Kinetik Einlage wie „Hase-Jäger“
  • Pausenbewegung: Jeder holt schnell etwas Kleines, Blaues oder Billiges
  • „Mad Tea“: eine freche Frage per Chat stellen. Alle senden ihre Antwort auf ein Signal gleichzeitig ab.

Wertschätzen Sie positiven Humor anderer. Setzen Sie Humor beim Beschreiben von Problemen oder Kritik bewusst ein, alles wirkt dann weniger gravierend. Werden Sie sich klar: Was ist mein Humor? Wie bringe ich diesen gerne ein?

In der Praxis …

1. Welche Begebenheit lässt Sie über sich selbst lachen?
2. Wo können Sie etwas zum gemeinsamen Lachen anbieten?
3. Wen möchten Sie bitten, im nächsten Meeting etwas Heiteres einzubringen?

Lesen Sie hier gerne mehr, wenn Sie Gedanken, Gefühle und Miteinander mit einem Lächeln im Gesicht weiter erforschen möchten.